Montag, 22. April 2013

Suit Yourself.




Die letzten Tage haben mir mehrere Male Anlass gegeben an mich zu halten. Gute Übung für innere Gelassenheit und Selbstbeherrschung.

"Oh man, es ist soo warm.."

In einem klagenden Tonfall. Allen Ernstes.
Nach einem Winter der scheinbar kein Ende nehmen wollte, besitzen manche Menschen noch die Nerven sich zu beschweren. Über Sonne und warme Temperaturen. Da wird mir überdeutlich, dass einige meiner Zeitgenossen nur das negative sehen wollen. Nachdem sie monatelang wegen winterlichem Wetter irgendwelches repetitives und inspirationsloses Zeug auf Facebook mit ihrer Umwelt geteilt haben, ist es dann jetzt doch zu viel des Guten sich bei 20 Grad auch noch zwei Treppen bis zum Hörsaal hoch zu kämpfen. Kinder, wirklich?

Dabei kann man sich das Leben so viel leichter machen, wenn man nur will. Auch dagegen hatte ich kürzlich öfter anzukämpfen. Weil es einem bei dem vorherrschenden Pessimismus als Selbstbetrug ausgelegt wird, wenn man sich entscheidet nicht den einfachsten Weg einzuschlagen: sich in Selbstmitleid zu baden und mal so richtig schön zu leiden. Wahrscheinlich hat unsere Generation zu wenig wirkliche, dringliche und offensichtliche Probleme um sich selbst ab und zu auch mal in Relation zu setzen. Kein Krieg vor der Haustür, keine hungernden Massen. Ich nehme mich da auch nicht aus, selbstverständlich jammer ich auch gerne mal. Allerdings versuche ich mich auch immer wieder daran zu erinnern, dass es eigentlich mehr als genug Gründe gibt zufrieden zu sein. Auch wenn nicht alles immer läuft wie geplant.
Daher sehe ich es auch als angebracht, mich nicht völlig hängen zu lassen. Despite minor setbacks. Warum ist es denn in Ordnung sich grundsätzlich alles schlecht zu reden, aber unehrlich und nahezu gefährlich für das persönliche Seelenheil einen Schritt zurück zu machen, das große Ganze zu sehen und den eigenen Stolz mal zu schlucken? Es wirkt offenbar befremdlich, ungewohnt. ''So kann man doch nichts verarbeiten.''
Doch, kann man. Normalität, ein bisschen sinnvolle Beschäftigung, die Sonne genießen, vom Verreisen träumen. Wieso nicht? Für mich funktioniert es sehr gut. Auch wenn die Allgemeinheit jetzt vermutlich wild die Banner und Schilder schwenkt: ''Verdrängung!" "Realitätsflucht!" "Du musst doch niemandem etwas beweisen!"
Jaaahaaa. Wurde zur Kenntnis genommen.

Das Licht ist da. Man muss sich allerdings selbst dazu entscheiden, das Gesicht in die Sonne zu halten und es auch wahrzunehmen und zu genießen.


Man erwartet immer zu viel von anderen Menschen. Dabei weiß man es eigentlich besser, kennt sein Gegenüber oft genau. Trotzdem, man ''hat eben Ansprüche'' und tut sich schwer damit, dem anderen zuzugestehen, was eigentlich selbstverständlich ist. Das ist die wirkliche Anleitung zum Unglücklichsein: Menschen nicht so akzeptieren wie sie sind.



Anleitung zum Unglücklichsein (2012) Johanna Wokalek, Iris Berben 
Es ist zwar jetzt schon eine Weile her, dass ich diesen Film im Kino gesehen habe, ich möchte allerdings nicht verpassen ihn auf diesem Wege weiterzuempfehlen. Ich schätze allein daher, weil sich viele Menschen in irgendeiner Weise in dieser Buchverfilmung wiederfinden werden. Mir ging es in jedem Fall so. Im Groben geht es um eine durchschnittliche Frau mit einem durchschnittlichen Beruf, die mit sich und ihrem Leben hadert, weil sie durchschnittlich ist und daher eben auch nichts Besonderes erwarten darf. Daraus entwickelt sich dann eine nette Geschichte, manchmal etwas entrückt aber nicht überzogen.
Was ich allerdings noch wichtiger finde: dieser Film macht etwas richtig, was die meisten deutschen Filme (wie auch oft von mir beklagt) falsch machen. Er versucht nicht, Hollywood zu kopieren, sondern schafft eine eigene Stimmung. Ich würde ihn eher mit einigen französischen Filmen vergleichen, die ich gesehen habe.
So wahnsinnig tief und bedeutend wie es zeitweise zu scheinen versucht, ist das Ganze zwar nicht, kurzweilig aber auf alle Fälle. Ich könnte mir auch vorstellen, dass die angerissenen Gedankengänge die wirklich tiefen Ideen dann in einigen Köpfen auslösen könnte. Ein Schubser in die richtige Richtung sozusagen.
IMDb sagt: 6,2
Ich sage: 7,0


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